Advance Care Planning: Herausforderung für Kirche und Pastoral

18. Jun. 2020

Die vorausschauende Planung der gesundheitlichen Versorgung, „Advance Care Planning“ (ACP), stellt eine strategische Herausforderung für die Kirchen dar. Dieser Herausforderung stellte sich eine Online-Tagung der Fachstelle Palliative Care der Schweizer Bischofskonferenz am 16. Juni 2020.

Prof. Dr. Markus Zimmermann, Departement Moraltheologie und Ethik der Universität Fribourg, zeigte Fragen und Perspektiven auf, die mit ACP verbunden sind. Rund 20 Fachpersonen diskutierten anschliessend, wie die katholische Kirche die neuen Herausforderungen der gesundheitlichen Vorsorge angehen kann und welche Prioritäten zu setzen wären.
Die vorausschauende Behandlungsplanung oder die Idee des «Advance Care Planning» (ACP) schliesst unmittelbar an die Anliegen und Ziele der Patientenverfügung an, betont aber noch stärker die Achtung der Selbstbestimmung und der Würde des und der Einzelnen am Lebensende. Die Anliegen, Wünsche und Vorstellungen der betroffenen Personen müssen im Zentrum stehen, und nicht die möglichst reibungslos funktionierenden Abläufe einer Organisation. Die Erfahrungen mit den bisherigen Patientenverfügungen waren ernüchternd. Die Patientenverfügungen lagen oft nicht vor, wenn sie gebraucht wurden, es gab widersprüchliche Angaben darin oder die Aussagen in der Patientenverfügung passten nicht zur aktuellen Situation der Patientin. ACP nimmt diese Erfahrungen auf und strebt verbesserte Rahmenbedingungen der Vorsorgeplanung sowie eine bessere Dokumentation an.

Die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer waren sich einig, dass die katholische Kirche sich in den Diskurs um die vorausschauende Behandlungsplanung einbringen soll. Das Thema wird für die Pastoral der Zukunft wichtig sein. Klar ist, dass dies ökumenisch geschehen muss. Patientinnen und Patienten sollen befähigt werden, ihren eigenen Willen und ihre Werte zu formulieren und zu Papier zu bringen. Seelsorge soll dieses selbstbewusste Nachdenken fördern und die individuelle Frage nach Werten mitprägen. Ergänzend sollen die Kirchen durchaus auch öffentlich Stellung nehmen.
Die hier zu erbringenden Leistungen sind auf der einen Seite Information und Bewusstseinsbildung auf Pfarreiebene sowie in der Ausbildung der Seelsorgenden. Auf der anderen Seite soll aber auch überlegt werden, ob Seelsorgende als „Facilitator“ für ACP ausgebildet werden können. All diese Leistungen erfordern personelle und finanzielle Ressourcen. Die lancierte Debatte wird weitergeführt werden, sowohl auf der strukturellen wie auch auf der praktischen Ebene.

Jeanine Kosch, Fachstelle Palliative Care der Schweizer Bischofskonferenz