Freude und Hoffnung – jetzt

19. Mrz. 2020

Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jüngerinnen und Jünger Christi. Dieser Satz des Zweiten Vatikanischen Konzils ist in der Zeit des Corona-Virus‘ auf greifbare Weise aktuell.
Denn das Virus unterscheidet nicht nach Gläubigen und Ungläubigen. Es betrifft alle Menschen und verlangt von allen einen klugen Umgang damit. Es geht darum, Formen und Wege des Miteinanders zu finden, die uns Nähe und Solidarität ermöglichen, ohne uns in Gefahr zu bringen. Für Christinnen und Christen gilt dabei auch, in allem, was bei uns und um uns herum geschieht, auf Gott zu vertrauen. Gott ist auch in dieser Situation bei allen Menschen.

 

Angst

Viele Menschen haben Angst. Das Virus ist eine Bedrohung. Für manche ist das eigene Leben bedroht, für andere das Leben von Nahestehenden oder der vertraute Alltag, in dem vieles nicht mehr ist, wie es war. Wieder andere haben Angst vor der Einsamkeit. Mit diesen Ängsten muss niemand allein bleiben. Wir können die Ängste nicht einfach auflösen, aber wir können sie gemeinsam durchstehen. Wir können uns den Ängsten stellen, sie vor anderen aussprechen und ihnen so ihre lähmende Macht nehmen.

 

Freude

Angesichts des Zerbrechens gewohnter Sicherheiten zeigen viele Menschen gerade auch gegenüber Fremden spontane und herzliche Zuneigung. Viele üben sich in kreativer Solidarität. Die grossen und kleinen Hilfsaktionen, gelassene Aufmerksamkeit füreinander und das beherzte einander Sorge-Tragen machen froh und dankbar. Viele Gesten zwischenmenschlicher Sympathie erlauben uns auch heute miteinander zu lachen. In den Augenblicken dieser Freude erfahren wir eine Kraft, die uns gemeinsam Hindernisse überwinden lässt.

 

Trauer

Das Virus nimmt vielen von uns etwas weg. Aktuell sind es Veranstaltungen, Reisen, Urlaube und Begegnungen, die ausfallen. Enttäuschungen und auch Trauer sind vorprogrammiert. Die Trauer über den Tod geliebter Menschen kann bald dazukommen. All dieses Trauern ist ernst zu nehmen. Wir können allen Menschen Räume und Kirchen öffnen, um die Trauer zu teilen und um Wege aus der Trauer zu finden. Ostern wird in diesem Jahr anders gefeiert werden – aber Ostern fällt nicht aus.

 

Hoffnung

Viele Menschen wachsen jetzt über sich hinaus. Sie setzen sich für andere ein und halten bei der Arbeit durch, damit wichtige Bereiche unserer Gesellschaft weiterhin funktionieren. Medizinisches Personal, Verkäuferinnen und Verkäufer in Supermärkten, Mitarbeitende im öffentlichen Verkehr oder Seelsorgende – sie und viele andere leisten jetzt einen hohen Einsatz. Vielleicht behauptet sich gerade darin eine unstillbare Hoffnungskraft gegen alle Verzweiflung.

Wir sind dankbar für Initiativen, Gesten, Ermutigungen und tatkräftige Zeichen der Solidarität und der Nähe. Sie lassen uns unsere tiefere Verbundenheit miteinander spüren – und das wir trotz aller notwendiger Distanzierungen im Alltag nicht allein sind.

 

Bischof Markus Büchel, Barbara Kückelmann und François-Xavier Amherdt
Präsidium der Pastoralkommission der Schweizer Bischofskonferenz